gebraucht; gut - oberer und unterer Buchrücken beschabt, Einrisse ein oberen Buchrücken, Buchdeckel an den Ecken bestoßen, Papier auf den ersten drei Seiten stockfleckig. - Nach Ansicht eines Zeitgenossen gehörte die 'Geschichte der Reformation und Revolution' zu den Publikationen Boosts, "die, wie seine geschichtlichen Arbeiten überhaupt, wissenschaftlich nichtig, sich durch eine ebenso geistlose als krasse kirchliche Einseitigkeit auszeichnen". So Karl Georg Bockenheimer in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 3, Jahrgang 1876, S. 139-140. Boost hatte ein politisch bewegtes Leben hinter sich: an der Seite seines Vaters beteiligte er sich an dem Kampf um eine bürgerlich-demokratische Mainzer Republik (1792/93). Nach deren Beendigung durch preußische Besetzung floh er zunächst nach Frankreich, kehrte dann zurück und meldete sich nach einigen Jahren mit Ansichten zu Verwaltungs- und Wirtschaftsfragen (1815ff.). Sein Biograph Bockenheimer datiert den Wechsel zu 'hochkatholischen Anschauungen' auf das Jahr 1832. Da erschien die Schrift '1810 oder Darstellung der Revolution in ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft'. Der Verfasser lebte inzwischen konfessionsgerecht in Augsburg, später in Regensburg und missionierte von dort aus 1844 seine Gleichgesinnten mit seinen Nachrichten über 'Reformation und Revolution'. Er erklärte ihnen, dass "die Geschichte die Hülle eines Kerns (ist), den wir die göttliche Regierung nennen". In diesem Sinne sieht er es als "Pflicht jedes wahrheitsliebenden Geschichtsschreibers, die Wege des Herrn soweit die menschliche Beschränktheit solches vermag, aufzusuchen, sie treu und rücksichtlos darzustellen, und die durch menschliche Leidenschaften in die Geschichte eingeschlichenen Fälschungen und Lügen aus derselben zu beseitigen." (S.I) Und damit steht Boost's Wahrnehmung von Reformationen und Revolutionen fest: für die Lügen und Fälschungen waren die Protestanten verantwortlich, "während die Katholiken immer mit Festigkeit an dem gemeinschaftlichen Vaterlande hingen". (S.XI) Gegen jeglichen "Geist..., der durch sein positives Princip nach dem Guten strebt, der Religiosität, Sittlichkeit und bürgerliche Ordnung verbreiten will" machte in Reformation und Revolution das 'negative Princip' von Geistern mobil, "die bloß den Umsturz der religiösen und politischen Zustände, folglich nur Zerstörung" im Sinne hatten. Hier wirken laut Boost Lügner und Fälscher: "Wüstlinge, moralisch Gefallene und religiös verirrte Menschen, wie Luther, Carlstadt, Münzer, Oecolampadius, Zwingli, Calvin etc., und gelehrte Religionsspötter wie Hutten, Reuchlin etc., Fürsten wie Friedrich von Sachsen, Philipp von Hessen etc." (S.15) Boost berichtet, sein Buch sei in der Augsburger Postzeitung, in der Zeitschrift für katholisches Leben und Wissen 'Sion' und diversen Kirchenzeitungen 'freundlich beurteilt' worden. Sein Wunsch: auch der Klerus möge mit diesem Buch in der Hand den Gläubigen die Revolutionsgeschichte Deutschlands "klar und verständlich ... vor Augen halten". (S.XII) Boost's Ansichten sind für einen heutigen Interessenten an deutscher Geschichte allenfalls historiographiegeschichtlich interessant. Aber: vor dem Hintergrund der sozialen und ökonomischen Veränderungen jener Zeit ist Boost's Publikation ein Dokument für den Kampf um den Bestand der restaurierten Machtverhältnisse. Und in dieser Hinsicht gab es zunehmend Unruhe: literarisch meldeten sich die Autoren des 'jungen Deutschland', die Frühsozialisten um Fourier stritten für einen utopischen, Karl Marx forderte dessen Erdung als materialistisch begründeten Sozialismus, der protestantische Pfarrer Heinrich Alt setzte seinen 'christlichen Sozialismus' dagegen. Gegen alle Forderungen, den Menschen als Subjekt seiner Geschichte aufzuklären und handlungsfähig zu machen schwört Boost seine Leser auf ihre Rolle als Objekte eines himmlischen Regisseurs der Geschichte ein. Und mit diesem Wissen gelesen ist Boost's Aufruf zur Widerstandslosigkeit gegenüber Gottes Geschichtslenkung durchweg spannend. Es ist ein Aufruf zum Erhalt des Bestehenden. Agitprop auf katholisch.