gebraucht; gut - Papier gebräunt, etwas geknickt, Umschlag im Falz eingerissen - Wilhelm Stapel (1882 - 1954) war ein politischer Publizist und Kopf des Hamburger Kreises, einer Gruppe von Denkern, die Armin Mohler in seiner Dissertation (1949 bei Jaspers!) der Konservativen Revolution zuordnet. Der spätere Ghostwriter von Strauß (CSU) und Schönhuber (NPD) sah in ihnen die Avangarde einer gesellschaflichen Wende. Und hier war Stapel als Schriftleiter der Hamburger Zeitschrift 'Deutsches Volkstum' seit 1919 ein wichtiger Netzwerker. In seinem Blatt publizierten u. a.: die Juristen Carl Schmitt und Ernst Forsthoff, die Theologen Emanuel Hirsch und Wilhelm Stählin, die Schriftsteller Hans Grimm und Ernst Jünger. Walter Gurian sah 1932 im 'Deutschen Volkstum' eine der wichtigsten Zeitschriften des neuen Nationalismus. Die herausgebende Hanseatische Verlagsanstalt bewarb ihr Produkt im selben Jahr als "die führende Kampfschrift des konservativ-revolutionären Nationalsmus". Ziel war die Beendigung der Weimarer Demokratie und ein gleichgeschaltetes 'Imperium Teutonicum'. Dabei glaubt Stapel an den Primat des Volkstums gegenüber der gesellschaftlichen und staatlichen Ordnung: "Ein Volk ist nicht nur die Summe von Individuen, sondern ein Organismus, der eine über Jahhunderte rechende Lebenseinheit von Menschen gemeinsamer seelischer Art ist, die sich körperlich von Geschlecht zu Geschlecht fortzeugen, und die aus sich ein gemeinsames Besitztum von Kulturgütern und Idealen entwickeln." Der folgerichtige Glaubenssatz: "Jedes Volk ist ein unmittelbares Gebilde aus Gottes Schöpferhand." (siehe: Clemes Vollnhals, Theologie des Nationalismus. Der christlich-völkische Publizist Wilhelm Stapel; in: Manfred Gailus, Clemens Vollnhals (Hg.), Für ein artgemäßes Christentum der Tat. Völkische Theologen im 'Dritten Reich', Göttingen 2016, S. 100f.) Und folgerichtig ist danach auch, daß Stapel nicht nur Protestant und Nationalist sondern vor allem auch Antisemit war. Sein Credo 1927: „Den Streit zwischen Juden und Antisemiten“ werde man nicht begreifen, wenn man diesen nur als einen Streit von Individuen betrachte. Es handele sich nicht darum, dass „einzelne Menschen dieser Art mit einzelnen Menschen anderer Art“ nicht auskommen könnten. Vielmehr handele es sich um einen grundlegenden charakterlichen Gegensatz von Völkern: „Volksinstinkte, Volksanlagen, Volkheiten stoßen aufeinander.“ (1927 in der von ihm herausgegebenen Monatsschrift Deutsches Volkstum, Heft 6, S. 418) Stapel war sich dabei einig mit einem anderen prominenten Antisemiten seiner Zeit: Hans Blüher. Seine Überzeugung: das Judentum sei minderwertig, weil es „weibliche“ anstelle von „männlichen“ Werten vertrete. Juden leiden laut Blüher an einer „Männerbundschwäche“ und an einer „Familienhypertrophie“.Sie seien zu wenig auf den Nationalstaat und den Männerbund konzentriert und zu sehr in die Familie eingebunden. ( (siehe: Die Erhebung Israels gegen die christlichen Güter, 1931). Beiden Autoren schrieb Carl von Ossietzky bereits 1932 ins Stammbuch:„Die Herren vergessen den Zeithintergrund und welche Resonanz sie finden können. […] Ein gut gezieltes Wort genügt, um Hände in Bewegung zu bringen. In dieser Zeit liegt viel Blut in der Luft. Der literarische Antisemitismus liefert nur die immateriellen Waffen zum Totschlag.“ (In: Die Weltbühne. 19. Juli 1932, S. 96 f.) Und in diesem Sinne stehen auch Stapel, Blüher und ihre Mitstreiter für die Nähe bürgerlicher Weltwahrnehmung und nationalsozialistischer Weltvereinnahmung.